WER BIST DU, WENN DU NIEMAND SEIN MUSST?
- Danijela

- 20. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Ich stehe ohne Namen. Kein Titel, kein Auftrag, kein Spiegelbild, das mir sagt, wer ich sein soll.
Ich atme. Ich höre.
Ich spüre das Pulsieren meiner Haut, das leise Echo von Gedanken, die nicht gehört werden müssen.
Wer bin ich, wenn alles, was mich ausmacht, nicht mehr da ist?
Wer bin ich, wenn alle Masken fallen?
Was bleibt, wenn es still um mich herum wird?
Vielleicht nur ein Flüstern im Universum, ein Gewahrsein – still, ungeschützt, frei.
Die Rollen, die wir spielen
Jeden Tag schlüpfen wir in verschiedene Rollen: die der Tochter, des Sohnes, der Partnerin, des Partners, der Freundin oder des Freundes, der Mutter oder des Vaters.
Diese Rollen geben uns Halt, Orientierung, eine Aufgabe, einen Sinn.Sie helfen uns, Teil dieser Welt zu sein, Teil der Gesellschaft. Sie schenken uns das Gefühl, gebraucht zu werden. Wir gehören dazu.
Und doch fühlen sich diese Rollen manchmal an wie zu enge Kleider, in die wir uns Tag für Tag hineinzwängen. So eng, dass sie uns den Atem rauben,
so eng, dass sich unser Brustkorb nicht mehr heben kann, um frei zu atmen.
Wenn das Leben zu eng wird
Kennst du dieses Gefühl, nicht atmen zu können. Das Gefühl, gesteuert zu werden, ein Leben zu führen, das gar nicht deins ist?
Ein Leben, in dem du nur wertvoll bist, wenn du jemand bist, wenn du eine Rolle spielst.
All die Konditionierungen, die dir auferlegt wurden, von Eltern, Lehrern, Vorfahren, vom Leben selbst.
Doch was bleibt, wenn wir diese Rollen ablegen?
Wenn du niemand sein musst?
Wenn niemand etwas von dir erwartet, wenn kein Auftrag, kein Titel,
kein Du musst im Raum steht. Wer bist du dann?
Brauchen wir diese Rollen, um uns lebendig zu fühlen, um Bedeutung zu haben?
Oder verstecken wir uns dahinter, um nicht tiefer fühlen zu müssen, weil der Schmerz zu groß, das Unbekannte zu beängstigend ist? Weil wahrhaftes Fühlen Mut braucht?
Was bleibt wirklich?
Es bleibt keine Leere. Es bleibt vielleicht sogar mehr als zuvor.
Gefühle, die echten, die dich berühren, erfreuen oder traurig machen.
Körper, Atem, Herzschlag, Sinne, die dich verbinden.
Freiheit, ein Raum voller Möglichkeiten, in dem du dich neu entdecken darfst.
Vielleicht bleibst du selbst, nicht definiert durch etwas, sondern einfach du.
Liebenswert. Echt. Authentisch.
Mit allem, was da ist, mit allen deinen Gefühlen, Erfahrungen, Sehnsüchten, Träumen und Ängsten.
Nichts, was du wegschieben musst, weil es nicht „passt“, nicht in dein Leben,
nicht in die Gesellschaft, nicht in die Rolle.
Wenn du einfach bleibst
Wenn du einfach bleibst und schaust, was geschieht, ohne Plan A, ohne Plan B, ohne Backup, dann können Wunder entstehen. Oder auch nicht. Und das ist gut so.
Ohne Erwartungen an andere oder an dich selbst. Gut sein mit dem, was gerade ist.
Die Frage „Wer bist du, wenn du niemand sein musst?“ ist kein Rätsel, das sich einmal lösen lässt. Sie ist eine Einladung, immer wieder tiefer zu schauen.
Eine Einladung zu innerer Verbundenheit.
Vielleicht erkennst du, du bist keine Rolle. Du bist nicht deine Leistung. Du bist einfach du. Wertvoll. Einzigartig. Liebenswert.
Du musst niemand sein, um die Fülle des Lebens zu erfahren, um tiefe, ehrliche, liebevolle Verbindungen zu erleben, um dich und die Welt um dich herum zu spüren.
Lass uns einander wieder echt begegnen, wenn wir die Masken fallen lassen,
hinter denen wir uns verstecken.
Dann kann sich etwas Tieferes entfalten, eine echte Begegnung.
Etwas, das wir vielleicht vergessen haben.
Eine Erinnerung daran, wer wir wirklich sind.
In einer Welt, die nie genug ist. Die Welt dreht sich heute so schnell. Immer höher, immer weiter und doch nie genug. Wir wollen ständig irgendwo ankommen, und kommen doch nie wirklich an. Soziale Medien, ständige Sichtbarkeit, permanente Erreichbarkeit, es ist nie genug.
Der Druck steigt. Und wir entfernen uns immer mehr von uns selbst. Wir verlieren uns in einer Welt, die nie genug sein wird.
10 Minuten Niemand-Sein
Nimm dir jeden Tag zehn Minuten, in denen du niemand sein musst.
Schalte dein Handy aus.
Lege deine Aufgaben beiseite.
Setz dich hin.
Schließe die Augen.
Lausche.
Lausche deinem Atem,
deinem Körper,
dir selbst, so, wie du in diesem Moment bist.
Bleibe in der Stille. Halte sie aus.
So entsteht echte Verbindung, echte Verbundenheit.
Eine Erfahrung, in der nichts fehlt.
Ein Moment, in dem du dich vollständig fühlst, verbunden mit der Quelle in dir.
Einer Quelle, in der du gut bist, genau so, wie du jetzt bist.
VON DANIJELA GOLD


Kommentare